Strählen

Strählen

Eine wichtige Aufgabe des Narros ist das sogenannte „Strählen“ von Bekannten, denen im Laufe des Jahres spaßhafte Missgeschicke unterlaufen sind. Wie der Hofnarr des Mittelalters, hat er ein Rügerecht und genießt beim Strählen gewisse Freiheiten; d. h. er sagt wahrheitsgemäß aber heiter, was ihm sonst Höflichkeit und Rücksicht verbietet.

Ein rückläufiger Brauch ist das „Schnurren“, „Strählen“, „Hecheln“ oder „Aufsagen“, d.h., der Narr spricht den unvermummten Mitbürger (den „Gestrählten“) auf der Straße oder im Gasthaus, ggf. mit verstellter Stimme, an und kann diesem hinter der Maske ohne Rücksicht auf die soziale Stellung des Angesprochenen unverhohlen und geradeheraus die Meinung sagen, ihn rügen (Rügerecht des Narren), ihn mit der Kenntnis der einen oder anderen Begebenheit überraschen oder einfach Unsinn reden. Das Gesagte sollte allerdings niemals verletzend oder gar ehrenrührig sein. Daher lautet in Rottweil auch das Motto: „Niemand zu Leid – jedem zur Freud“. Da der Narr heutzutage aber immer mehr Zugezogene oder Fremde am Straßenrand oder im Wirtshaus antrifft, fällt es ihm zunehmend schwerer, den Brauch des „Schnurrens“ zu pflegen. „Schnurren“ leitet sich ab von „Schnurre“ = „Posse, komischer Einfall“ (ursprünglich ein Lärmgerät, mit dem besonders Possenreißer umgingen). „Strählen“ = „kämmen“ und „hecheln“ = „Fasern des Hanfs oder Flachses spalten“: der Narr zieht im übertragenen Sinn sein Gegenüber, wie einst die Bäuerin die Flachsbüschel, durch ein (kammartiges) Nagelbrett (den Hechelkamm).