Wie zieht man den Narro an?

Wie zieht man den Narro an?

 

Quelle: Südwestpresse/Neckarquelle 28.02.1995

Am Montagmorgen um halb elf geht es in allen Narrenfamilien ähnlich zu: Die Häser werden herausgekramt, um rechtzeitig zum Umzug fertig zu sein. Nicht bei allen Hästrägern ist es so kompliziert wie bei den Narros.

Aber schließlich ist der Narro auch die älteste Fasnachtsfigur in der Bad Dürrheimer Fasnacht. Seit Gründung des Vereins 1926 gab es ob schwierige Zeiten zu überstehen. So wurde die Fasnacht während der Hitlerzeit sogar verboten.

Der SÜDWEST PRESSE zeigte der stellvertretende Narrovater Hans – Peter Labor, wie sich ein Narro anzieht. Zuerst wird eine dicke Jacke angezogen, damit der Narro auch gut ausgepolstert ist und das Geschell, wie sich die Glocken nennen, nicht ganz am Körper tragen muss.

Die bunt bemalte Hose wird dann übergestreift. „Die ist garantiert aus über vier Quadratmetern Stoff hergestellt.“ Und so riesengroß sieht sie auch aus. Aufgemalt ist das badische Wappentier, der Greif.

Auf der Vorderseite ist das Wappen eines alten Dürrheimer Geschlechtes, „derer von Esel“, aufgepinselt. Das heutige Bad Dürrheimer Wappen darf natürlich nicht fehlen. Dann kommt die Jacke an die Reihe: Auf der Rückseite kann man den Bohrturm erkennen, auf der Vorderseite sind Bad Dürrheimer Bauer und Bäuerin in Tracht zu sehen.

„Der Fuchsschwanz am Käppi ist ein Zeichen der Schläue, die zeigen soll, daß derjenige, der unter der Narromaske ist, eine gewisse Schläue hat.“ Die Distel stellt die Kargheit dar, unter der die Einheimischen früher litten. Die Halskrause mit den Bad Dürrheimer Farben wird umgebunden und das „Krawättle“ angehängt.

„Der Narro gehört zu den Weißnarren unter den Narren, eine Gruppierung der Narren, die in der Gegend öfters vorkommt“, erklärt Hans – Peter Labor.

Und jetzt wird das Geschell übergehängt. Zwölf bis dreizehn Kilo hat jeder Narro den Tag lang über den Schultern.“Da ist man am Abend schon froh, wenn man es ablegen kann, man spürt schon seine Muskeln am nächsten Tag“, gibt der stellvertretende Narrovater zu.

Die Maske kommt als letztes an die Reihe, und der Mensch ist nicht mehr zu erkennen. Der Säbel hilft mit, das Gleichgewicht auch im wilden Treiben nicht zu verlieren. Eine gutmütige Gestalt in der Fasnacht ist der Narro und teuer zum Anschaffen ist er auch. Ein Häs hat einen Wert von etwa 4000 Mark. Das ist schon schade, wenn man nicht drauf aufpaßt.

Treffen tut man sich dann im Narrostüble, um sich noch ein bißchen auszutauschen und „die Stimme zu ölen“. Wer dem Narro an Fasnacht über den Weg läuft, der muss sich darauf gefaßt machen, daß er Mißgeschicke, die ihm übers Jahr passiert sind, unter die Nase gerieben bekommt. Das nennen die Narros dann „Strählen“. Und da ist es ganz gut, wenn man zu zweit oder dritt ist. Und jetzt ist der Narro für den Umzug gerichtet. „Narri – Narro!“